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Vitus - Kapelle

Sonstige

Vituskapelle

Objektnummer:            31130 – 086

Standort:                       Katastralgemeinde Grafenberg

Ried:                              Setzberg

Denkmalzuordnung:   Religiöse Kleindenkmäler  - Kapellen und Grotten – Kapellen

Denkmal:                      nicht geschützt

Errichtung:                   19. Jahrhundert, 2. Hälfte (1853)

Quellen:                       1. Burger Elfriede und Friedrich: Religiöse Kleindenkmäler sowie die

                                      Heiligen in Legende und Historie, 3473 Zemling, 1992

                                      2. Pfarrchronik

Erfasserin:                   SR Elisabeth Prokop

Erhebung:                    2012/13


Objektbeschreibung:

Die Kapelle befindet sich am westlichen Rand des Gemeindegebietes von Grafenberg in 414 m Höhe auf dem Setzberg (Vitusberg) und weist nach Südosten. 

Der Ziegelbau ist weiß verputzt. Die Vorderseite und die Seitenmauern sind durch angedeutete, gelb verputzte Vierecknischen gegliedert. Der graue Sockel tritt leicht hervor. Den Abschluss bildet ein gekehltes, unprofiliertes Gesims. Das Satteldach ist mit Ziegeln gedeckt und hat ein schmiedeeisernes Firstkreuz. Der Eingang mit Korbbogen hat eine schmiedeeiserne Tür mit Maschengitter, dahinter ist eine massive Holztür. Über der Türöffnung steht der Spruch „Hl. Vitus, bitte für uns“ geschrieben.

Die Kapelle hat im Inneren ein Klostergewölbe (beim Zusammenstoß der Wangen ist kein Grat, sondern eine zurückspringende Kehllinie). Im Scheitel befindet sich die Inschrift „IHS“. Der Altar ist gemauert. Davor steht auf dem Kachelfußboden ein Betschemel. Auf der Rückwand befindet sich   eine Rundbogennische, in der das Bild des hl. Vitus hängt. Dieses zeigt den Heiligen als Jüngling vor dem Kaiser, zwei Bewaffnete und einen Henkersknecht, der das Feuer schürt. An den beiden Seitenwänden hängen Heiligenbilder. Links (vom Betrachter aus): Frauen beweinen den Gekreuzigten; in blauem Gewande Maria (?), kniend Maria Magdalena (offenes Haar, Totenkopf liegt neben ihr). Rechts ist ein Bild von Maria mit dem Jesuskind, zwei weiteren Heiligen sowie zwei Engeln.

Geschichtliches:

Da das Jahr 1852 ein sehr gutes Weinjahr war, nützte der Ortspfarrer Franz Schindlauer diese Gelegenheit, um unter den Hausbesitzern von Grafenberg eine Geldsammlung durchzuführen, mit deren Ertrag auf dem Setzberg (Vitusberg) an Stelle des hölzernen Marterls (während der Pestzeit um 1713 hielten dort Patres aus Eggenburg für die Grafenberger die heilige Messe, weil es den Ortsbewohnern nicht erlaubt war, Eggenburger Boden zu betreten) eine Kapelle zu Ehren des hl. Vitus als Fürbitter gegen Hagel und Reif erbaut werden sollte. Die Spenden betrugen 168 Gulden für den Bau und 52 Gulden für das Vitus - Bild. Nachdem der Bau durch die k. k. Bezirkshauptmannschaft bewilligt worden war, wurde der Maurermeister Anton Bauer aus Straning mit den Arbeiten beauftragt. Wegen der Höhe des Berges war der Transport der Materialien schwierig. Außerdem mussten von der Spitze des Berges Felsen weggebrochen und Gruben mit Erde ausgefüllt werden. Viele Gemeindemitglieder leisteten dabei freiwillige Arbeit bzw. brachten den Maurern Essen. 

Und am 12. Juni 1853 war es schließlich so weit, wie in der Pfarrchronik zu lesen ist:

Nach der Andacht und Weihe des Bildes zogen hunderte Menschen zur Kapelle. Voran gingen die Schulkinder mit dem Kreuze, dann die Musik, fröhliche Märsche spielend, dann eine Schar weiß gekleideter Menschen, denen zwei schwarz gekleidete Jünglinge (Franz Schneider, Nr. 22, Heinrich Schneider, Nr. 49) mit dem Vitus -Bild, welches mit Blumen  bekränzt war, und acht Priester folgten. Den Abschluss bildete das Volk, darunter viele Fremde aus den umliegenden Orten Eggenburg, Zogelsdorf, Burgschleinitz , Wartberg,  Straning und Etzmannsdorf. Pfarrer Schindlauer schrieb damals: „Es war ein erhebender und erbauender Anblick, als hunderte von Menschen singend und betend auf die Bergspitze hinaufzogen.“ Bei der Kapelle wurden Psalmen gesungen und Einweihungsgebete gesprochen, der Ortspfarrer hielt eine von ihm selbst verfasste Litanei. Zum Schluss wurde unter Trompeten und Paukenschlag das „Te Deum“ gesungen. „Mögen die Nachkommen dieses kleine Bauwerk, welches zugleich ein Schmuck in der Gegend ist   und weithin gesehen wird, im guten Zustand erhalten und darin gerne das Lob Gottes und seiner Heiligen singen.“, hielt Pfarrer Schindlauer in seiner Chronik fest.

Im Jahr 1911 wurde die Vitus - Kapelle verputzt, gestrichen und mit einer neuen Tür  versehen. Die Glastür wurde vergittert. Diese Auslagen wurden von Wohltätern bestritten. Das alte Vitus – Bild war schon sehr schadhaft, ganz verblasst und teilweise zerrissen. So wurde nach den Renovierungsarbeiten an der Kapelle von Franz Tomaschu aus Wien zum Preis von 200 Kronen ein neues Bild gemalt. Zur Finanzierung des Bildes  fanden sich ebenfalls Wohltäter: Aloisia Sagl aus Grafenberg Nr. 60 (gest. 1949 im 91. Lj.), Magdalena Schmid aus Grafenberg Nr. 65 (geb. am 02. 04. 1851 als Magdalena Westermaier in Niederschleinz, gest. am 10. 08.1926) und Pfarrer Georg Seidl. Das Bild wurde am Sonntag, dem 22. Oktober 1911 geweiht und in einer Prozession auf den Vitusberg gebracht. Vier Burschen aus dem Ort (Karl Engelbrecht, Nr. 30, Karl Resch, Nr. 40, geb. 18. 09. 1894, Franz Pigal, Nr. 57 und Franz Rupp, Nr. 15, geb. 29.09.1893, gest. 30. 09.1979 in St. Andrä Wördern), trugen es auf einer Bahre zur Kapelle. Von der Bahre hingen rote und weiße Bänder, das  Bild selbst war mit roten und weißen Rosen bekränzt. Die Prozession sollte zugleich auch eine Dankprozession sein, weil der Ort in jenem Jahr vor Hagelwetter verschont geblieben war. 

Im Jahr  1979 wurde das Vitusberg – Fest ins Leben gerufen (unter Pfarrer Robert Jaros und Feuerwehrkommandant Franz Hieß). Mehr als 30 Jahre lang veranstaltete die FF Grafenberg jedes Jahr um den 15. Juni, dem Namensfest des hl. Vitus, dieses Fest, bei dem nach der Prozession auf den Berg bei der Kapelle eine Feldmesse abgehalten wurde. Mitglieder der Feuerwehr legten auf dem Altar den Trieb einer Weinrebe mit Blüten nieder mit der Bitte, dass der hl. Vitus als Fürsprecher unseren Ort und unsere Feldfrucht vor Unwetter bewahren möge. Anschließend wurde zum Mittagessen und zu einem gemütlichen Nachmittag geladen. Seit einigen Jahren findet zwar die Prozession zur Kapelle mit einer Andacht und einer Einladung zum Grillwürstel - Essen statt ( Samstag Abend), das Mittagessen gibt es am darauffolgenden Sonntag vor dem Feuerwehrhaus. Der Reinerlös der Veranstaltung kommt der FF Grafenberg zugute.

Die bisher letzte, von der Marktgemeinde Straning – Grafenberg als Eigentümerin finanzierte und von der FF Grafenberg durchgeführte Restaurierung fand im April und Mai 2002 statt. Dabei wurden die Wände innen und außen gestrichen, der Dachstuhl renoviert und das Dach neu gedeckt.

Hl. Vitus:

Vitus, im 14. Jahrhundert unter die 14 Nothelfer aufgenommen, wurde im 3. Jh. in Sizilien geboren. Er wurde von seinem Erzieher Modestus und seiner Amme Kreszentia christlich erzogen. Doch sein heidnischer Vater verlangte von ihm, seinem Glauben abzuschwören. Der Richter, dem das Kind übergeben wurde, ließ es prügeln. Dabei verdorrten dem Richter und den Folterern laut Legende die Hände. Vitus allerdings heilte sie durch sein Gebet. Nach mehreren Wundern floh Vitus mit Modestus und Kreszentia nach Unteritalien. Täglich wurde ihnen von einem Adler Brot gebracht. Als sich die Wunder immer mehr herumsprachen, wollte  Kaiser Diokletian die Heilkraft seinem kranken Sohn zugutekommen lassen. Aber nach der Heilung ließ der undankbare Herrscher Vitus, Kreszentia und Modestus ins Gefängnis werfen und quälen. Dabei soll Vitus unversehrt einem Kessel mit siedendem Öl entstiegen sein. Um das Jahr 304 herum wurden Vitus, sein Erzieher und seine Amme aber dann doch zu Tode gefoltert.

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts kamen Reliquien des Heiligen in die Vituskirche nach Prag, wo seit dem 14. Jahrhundert der mächtige Veitsdom steht. Vitus stieg zu einem der böhmischen Landesheiligen auf.

Das Namensfest des Märtyrers feiern wir am 15. Juni.

Kontakt

  • AdresseVitusberg, 3730 Grafenberg
Vitus - Kapelle

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